Brašnářství Tlustý. Na snímku Roman Tlustý (vlevo) a jeho kamarád a obchodní... | na serveru Lidovky.cz | aktuální zprávy
 
Die Taschnerei Tlustý. Auf dem Foto: Rman Tlustý (links) und sein Freund und Geschäftsführer Ivan Petruv.
 
 
Vor einigen Jahren saß Roman Tlustý noch in seiner kellerwerkstatt, in die sich nur selten Kunden verirrten. Oft hatte er nicht einmal genügend Geld, um sich etwas zu essen zu kaufen. Sein langjähriger Freund und studierter Jurist Ivan Petruv leitete zu dieser Zeit erfolgreich eine Softwarefirma. Heute sind sie beide in den hellen offenen repräsentativen Räumen in Prag, Vrsovice. Sie erinnern mehr an ein Atelier als an eine Werkstatt und ihre Geschichte hört nicht auf, andere zu inspirieren.

Nach drei Jahren Betrieb steht die Taschnerei Tlstý & Co. vor neuen Herausforderungen. Das Unternehmen, das mit Werkstätten im ganzen Land zusammenarbeitet, möchte seine Produkte nun auch im Ausland anbieten. Letztes Jahr hatten sie hier 10 000 Bestellungen.

An die Anfänge erinnert von Roman Tlistý erinnert nur noch das Jahr im Logo und die Anzahl der ursprünglichen Werkzeuge. Die Tschnerei bezieht sich dabei auf das Ausbildungsjahr von Roman Tlustý, der als einziger aus seinem jahrgang noch in dem Geschäft überlebt hat. Lange war er erfolgreich, er machte sogar Kostüme für die Barrandov Studios oder die Kunden wurden von seinen Cowboy-Stiefeln angelockt. Nur im Jahr 2006 kam eine schwache Zeit, die lange sieben Jahre anhielt und mit einem Gerichtsvollzieher vor der Tür endete, der ihm das teuerste wegnehmen wollte: seine Maschinen.

Nicht dass Ivan Petruv keine arbeit hatte, aber er fragte sich in seinen Vierzigern, was er als nächstes Sinnvolles tun wollte. genau da wendete sich sein Freund mit der Bitte um Hilfe in seiner Exsitenzkrise an ihn. Petruv sah sich auf dem Markt um, in dem Geschäftszweig war die Situation traurig und so beschlossen sie, eine kleine Firma zu gründen, die auf der Basis von Freundschaften mit anderen Handwerkern funktionieren sollte.

Von drei Millionen auf sechzehn

„Ich war froh, dass Herr Tlustý zusagte und das mit seiner Lebensgeschichte startete. Denn oft ist es umgekehrt, wenn der Gründer nicht über seinen eigenen Schatten springen kann und anderen erlauben, auch eine Rolle zu spielen,“ sagt Ivan Petrův, der die Taschnerei leitet.

Tlustýselbst hat dem Unternehmen nicht nur seinen Namen geliehen, sondern unter seinen Händen entstehen auch die Ledergürtel. "Das hat den einfachen Grund, dass ich was die Arbeit angeht immer einen eher groben Charakter hatte und die Gürtel sind für mich das wichtigste. Außerdem mache ich sie schon seit über 20 Jahren," erklärt Tlustý. Dass jemand ein gelernter Taschner ist, bedeutet noch lange nicht, dass er auch einen Geldbeutel, einen Gürtel, eine Tasche und Stiefel herstellen kann.

Brašnářství Tlustý.  Brašnářství Tlustý.
 

"Jeder von uns muss sich an jedem Produkt üben", ergänzt er. Zum Beispiel erfordert es genaue Arbeit, wenn man Geldbeutel herstellt, oder beim Schuh kann auch der kleinste Millimeter einen großen Unterschied machen. Deshalb testet er seine Produkte auch - es ist wichtig, zu wissen, wie sie sich im täglichen Gebrauch anfühlen.

Im engeren Team arbeiten 25 Leute, größtenteils unabhängige Gewerbebetreibende. Laut Petrov ist ein solches Konzept für das Team motivierender. Deshalb arbeitet die Taschnerei mit ca. 15 weiteren Werkstätten zusammen. Unter ihnen sind nicht nur Taschnereien, sondern auch Gießereien, Modellierer, Näher und Buchbinder. Aber auf der anderen Seite auch Designer, Einzelhändler, Fotografen.

"Es geht um die Zusammenarbeit von Firmen, die ihren eigenen Betrieb und ihre Kunden hatten und haben und das einzige, was wir gemacht haben, ist, sich mit ihnen zusammenzuschließen. Springt mit auf, wir sind die Zugpferde", erklärt Petruv. Und die Leute nahmen das an. Oft konnten sich Taschner aus den kleinen Regionen nicht mehr vollständig ihrer Arbeit widmen, weil sie nicht davon leben konnten. Sie endeten dann vielleicht als Putzhilfen oder Hausmeister.

Roman Tlustý kennt das nur zu gut. Nur ungern erinnert er sich an die Zeiten zurück, wo er ganz alleine war. "Es war schwer die handwerkliche Arbeit unter einen Hut zu bringen mit dem ganzen Papierkram und der Verwaltung und der Arbeit am Computer und dann musste man auch noch Aufträgen hinterherjagen. Man kann nicht auf zwei Stühlen gleichzeitig sitzen", bestätigt er.

Dank der Zusammenarbeit mit anderen Handwerkern konnten sie letztes Jahr unter dem namen Tlustý & Co. zehntausen Aufträge erfüllen. Alles natürlich unter der der Qualitätskontrolle in Prag.

Der Großteil des Verkaufs läuft übers Internet, wo der Kunde sich sein Produkt, die Farbe, das Futter und den Typ aussucht. Die Firma verwendet nur das beste Material aus Belgien, Italien, Schweden und den USA, die kleinen Komponenten kommen von 32 Zulieferern aus 9 Ländern.

Auch die teuersten Produkte mit dem Tlustý Logo kosten bis zu zwanzigtausend Kronen. "Wir versuchen offen zu sein und wollen nicht, dass der Preis eine Hürde ist", erzählt Petruv und fügt hinzu, dass der Großteil der Kunden aus der Mittelschicht kommt. Die meiste Kundschaft kommt aus der Hauptstadt.

Das Internet half

Dabei, in das Bewusstsein der Leute zu treten, hat vor allem Facebook geholfen. Die ältere generation, die nicht in sozialen Netzwerken unterwegs ist, hat aus Zeitungen und Zeitschriften von der Taschnerei erfahren. Die Firma war dank ihrer Erfolgsgeschichte oft in der Öffentlichkeit.

Auch wenn ihr Beitrag nicht direkt gemessen werden kann, sieht Petruv darin einen wichtigen Weg, neue Kunden zu erreichen.

Letztes Jahr konnte die Firma bereits einen Umsatz von 16 Millionen Kronen machen, diese Jahr würden sie gerne 25 Millionen erreichen. Die anfänglichen Investitionen waren ca. hunderttausend. Die benötigten Maschinen kauften sie am Anfang gegen Eisen.

Wer nicht verkauft, der muss auch nichts herstellen

Heute sind sie schon weit darüber hinaus, nur Roman Tlustý zu retten. Die Firma überlegt ganz im Gwegenteil, wie sich noch weitere Werkstätten eröffnen lassen, wie man dem internationalen Markt gerecht wird und wie man gute Leute kriegt.

"Je mehr die Firma wächst, desto mehr merken wir, dass die Schulen nicht auf kleine Betriebe eingestellt sind, wie wir sie sind, hinter denen keine Investoren stehen. Der Alltag in einer Firma, die wachsen und nicht stagnieren möchte, benötigt eine Menge Erahrung", sagt Petruv.

Brašnářství Tlustý.
 

Al größte Enttäuschung sieht er den Mangel an jungen Menschen. Und wenn es sie gibt, seien sie vollkommen unvorbereitet. Laut ihm fehlt der heutigen Generation die Fähigkeit, Probleme zu lösen. "Heute lösen die Leute Probleme oft, indem sie sich vor den Computer setzen und denken, dass sie im Internet alles finden. Dass Tschechen begabte Hände haben, gilt in immer weniger Fällen", sagt Petruv.

So stellt er auch Leute ein, die nicht aus dem Gewerbe kommen und  das Taschnerhandwerk dort erlernen. Das hat zum Beispiel bei einem Zimmermann und einer Szenografin geklappt. Für solche Fälle verband sich das Unternehmen mit den Berufsschulen in Prostejov und Horice, damit sie auch einen Berufsabschluss bekommen können.

Noch mehr aber möchte Petruv neue Märkte erkunden für Produkte unter dem Namen Tlustý. Er möchte im nächsten Jahr nicht nur die Anzahl der Aufträge auf fünfzehn bis zwanzigtausend steigern, sondern vor allem auch weitere Leute anstellen. "Wenn wir weitere Werkstätten eröffnen, müssen wir auch einen Umsatz gewähleisten. Jetzt sind wir zum Beispiel mit einer Werkstatt im Gespräch, die sich sehr freuen würde, wenn sie weiteren Leuten aus der Region Arbeit geben könnte", erzählt der Geschäftsführer.

Neue Chancen sieht er im Ausland, was neue Herausforderungen für das Team bedeutet.

"Auf der einen Seite können wir nicht hne Leute, die gute Produkte herstellen, aber wir brauchen auch einen starken Verkauf. Wer nichts verkauft, braucht auch nichts herzustellen. Wir brauchen Sprachen, Marketingwissen und kommunikative Fähigkeiten", sagt Petruv. "Heute geht es darum, wie man sich auf dem internationalen Markt etablieren kann. Der tschechische Markt ist klein und wir müssen nicht mit anderen Preisen konkurrieren. Wir können und wir wollen nicht, wir wollen in Tschechien produzieren und nicht in China und Bangladesch."

Es läuft auf Muttersprachler hinaus, die gut mit ihren Landsleuten kommunizieren können. Zunächst versucht er das mit den Mitarbeitern aus Frankreich und Japan. "Ein Deutscher denkt anders als ein Franzose, jedem gefällt etwas anderes. Der Deutsche gibt  das Leder zurück, weil ein Fleck drauf ist, während ein Amerikaner  das gleiche Leder nicht zurückgibt, er sagt sich vielleicht, dass das einfach Natur ist", erklärt Petruv.

Tschechischer Louis Vuitton

Petruv würde die Firma gerne an die einsame Spitze bringen, er möchte der tschechische Hermes oder Louis Vuitton werden. Er denkt, dass er mit seiner Energie genügend junge wichtige Leute motivieren kann, mit ihm zusammenzuarbeiten. Daneben verliert er aber nicht den Respekt für die kleinen Firmen.

"Jede wachsende Firma riskiert, den Kontakt mit den Kunden zu verlieren. So schnell wie wir aufgestiegen sind, können wir, wenn wir unsere Prinzipien vergessen, auch wieder unten landen", ist sich der Geschäftführer bewusst.

Und so erwähnt er, wenn er von den französischen Spitzenmarken spricht, auch Thomas Bata. In der Tlustý-Werkstatt fehlt sein Einfluss nicht, neben einer Maschine aus dem Nationaltheater steht auch eine von 1939 aus der Bata-Fabrik.  Außerdem hängen hier auch die zehn Gebote, wie man seine Kunden behandeln sollte.

"Bata inspriert mich sehr. Es geht um Prinzipien, die schon achtzig Jahre alt sind, aber warum nicht von etwas lernen, das so gut funktioniert hat?", erklärt Ivan Petruv.

Quelle: http://byznys.lidovky.cz/brasnarstvi-inspiroval-bata-k-uspechu-se-vydrapalo-z-existencnich-trablu-15f-/firmy-trhy.aspx?c=A160422_155303_firmy-trhy_pave